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Das Kreisjahrbuch Waldshut ist erschienen, es ist in den Buchhandlungen sowie im Landratsamt in Waldshut erhältlich. Hier lesen Sie unser Portrait, geschrieben von Petra Koci:

Das Wirtepaar

Die Hotels und Restaurants wurden von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Viele von ihnen wollten sich nicht hängen lassen und haben mit viel Kreativität und Engagement das Beste aus der Situation gemacht. So wie das Egginger Wirtepaar Andrea Fischer und Manfred Vogelbacher.

CORONA UND DIE GASTRONOMIE

 

Rückbesinnung auf das Wesentliche

von Petra Koci

Aus den eigenen Boskoop-Äpfeln machen sie einen Apfelsecco. Den Garten gestalten sie selbst und bauen essbare Pflanzen an. Einst haben sie versucht, im Teich Flusskrebse zu züchten. Demnächst wird die Trüffelplantage eingeweiht und ein Sundowner-Ritual eingeführt. Das Landhotel Wilder Mann geht immer wieder neue Wege. „Ja, wir haben einige schiefe Ideen, dabei unterstützten wir einander. Wenn es klappt, gut, und sonst war es einen Versuch wert”, lachen die Gastgeber.

Der wilde Mann – oder vielmehr das wilde Paar – sind Andrea Fischer und Manfred Vogelbacher. Vor 30 Jahren hat Manfred Vogelbacher den Gasthof in
vierter Generation übernommen: „Mit einem eigenen Betrieb habe ich eine Spielwiese oder auch ein Tanzparkett, ich kann führen und choreographieren
wie ich möchte”, so der gelernte Koch. Dass er einst Gastronomie-Unternehmer werden würde, wusste er schon mit 16 Jahren. Bereits damals hatte er einen Existenzgründer-Sparvertrag abgeschlossen. Darüber kann seine Partnerin nur den Kopf schütteln und schmunzeln. Schon lange sind die beiden befreundet.
Beide waren verheiratet, beide haben ihre Partner durch Schicksalsschläge verloren. Und wie das Leben so spielt – vor über zehn Jahren sind sie ein Paar geworden. Zur Patchwork-Familie gehören fünf Töchter zwischen 19 und 28 Jahren.

Der erste gemeinsame Schritt des Paares war der Bau des modernen Hotelgebäudes. „Klar hieß es: Der Vogelbacher spinnt, Eggingen ist kein Tourismusort”,
erinnert sich der Hotelier. „Aber wir hatten die Vision, dass wir Urlauber für unsere schöne Gegend begeistern möchten.” Das Hotel mit 26 Zimmern ist in nachhaltiger Bauweise erstellt, mit Regenwassernutzung und Hackschnitzelheizung etwa. Es gibt einen Wellnessbereich mit Saunalandschaft und einen Naturteich im Garten. „Mir ist wichtig, dass wir einen nachhaltigen Betrieb führen”, so der Chef. Das heißt auch: Eine handwerklich gute Küche mit regionalen und hochwertigen Produkten. Die Lieferanten sind aus der Umgebung. Es gibt keine Industrieware, auch das Brot wird selbst gebacken. Die saisonal
inspirierte gehobene Küche kommt sehr gut an. Viele Restaurantgäste kommen aus der Schweiz. Auch generiert das Wutachtal als Aluminium Valley eine hohe Nachfrage von Geschäftsleuten. Unter der Woche ist das Drei-Sterne-Plus-Haus ein Businesshotel.

Der Wilde Mann war in vollem Schwung, als Mitte März der Stillstand kam. Das Restaurant musste komplett schließen. Nur ein minimaler Hotelbetrieb mit drei bis fünf Businessgästen wurde aufrecht erhalten. Zwei Monate lang langsames Tempo und einige Schritte rückwärts: „Die ganzen Stornos! Wochenlang waren
wir nur mit Stornos beschäftigt”, sagt die gelernte Hotelkauffrau, „das fühlt sich brutal an. Uns wurde der Boden unter den Füssen weggezogen.” Für die 25 Mitarbeitenden konnten die Gastronomen Kurzarbeit anmelden. Die Fixkosten bleiben aber. Jeder Tag kostet, auch wenn man nichts einnimmt. Zur Sicherung der Liquidität hat Manfred Vogelbacher einen Kredit aufgenommen. Nach einigen Wochen erhielt er zudem Soforthilfe. Das Paar konnte etwas aufatmen. Zusammen gingen sie viel nach draußen, Fahrrad fahren, wandern. „Wir nehmen die neue Situation pragmatisch an. Das Leben ist schön, auch mit einfachen Dingen wie einer Wanderung und einem Vesper.”

Der Rhythmus nach der Wiedereröffnung ist eher ruhig. Das Schutzkonzept lässt etwa zwei Drittel der Nutzung zu. Gebucht wird aber sehr spontan. Wie viele Vorräte soll man da kaufen? Wie viele Mitarbeiter einteilen? Die gewohnten Abläufe sind aus  dem Takt, man muss manchmal improvisieren. Corona hat dieses
Jahr ihr Geschäftsmodell gedreht, hat ihre Vision ins Rollen gebracht:
Vor allem seit diesem Sommer machen viele Deutsche und Schweizer Touristen Urlaub vor ihrer Haustüre, auch an den weniger bekannten Zielen wie Eggingen. Das Dorf liegt nun auf der touristischen Karte. Auch dank der Mitgliedschaft bei den Naturpark-Wirten Südschwarzwald. Diese verpflichten sich der Regionalität, machen „Naturschutz mit Messer und Gabel”. „Wir haben die Kriterien sofort erfüllt”, freut sich Manfred Vogelbacher, „weil für uns die Verwendung von guten regionalen Produkten schon immer selbstverständlich war.”
Im Frühjahr sollen zudem die Regionen Schwarzwald, Rheinfall und Bodensee als DreiWelten-Tourismusmarke gestärkt werden. Dann wird der „Wilde Mann hoffentlich wieder so gut gebucht wie vor der Krise. Hochbetrieb oder nicht – auch dann wird das Paar, wie seit zehn Jahren, in den Tanzkurs gehen, Standard und Latin. Ausgerechnet am Sonntagabend, dem anstrengendsten Tag im Landhotel. „Kein Problem”, lächelt Andrea Fischer, „solange man dazwischen nicht absitzt.”